Backnang, das 1067 erstmals urkundlich erwähnt wurde, ging um 1070 in den Besitz der Markgrafen von Baden über. Sie gründeten auf dem Burgberg ein Augustiner-Chorherrenstift, das 1116 päpstlich bestätigt und privilegiert wurde. Backnang stand damit im Machtzentrum einer der bedeutendsten Hochadelsfamilien der damaligen Zeit, was noch dadurch unterstrichen wurde, dass die Stiftskirche bis Mitte des 13. Jahrhunderts als Grablege der Markgrafen von Baden diente. Ihre Überreste sind seit 1929 in der wiederhergestellten Krypta aufbewahrt. Zwischen 1220 und 1230 erfolgte unter badischer Herrschaft der Ausbau Backnangs zur Stadt. 1235 wurde die junge Stadt bereits wieder zerstört. Glanzstück des Wiederaufbaus bildete die Pfarrkirche St. Michael, deren frühgotischer Turmchor mit seinem polygonalen Grundriss, den höchst originellen Blatt- und Tierkapitellen und dem neunteiligen Gewölbe nach seiner grundlegenden Sanierung seit Herbst 2004 den Besucher begeistert. Um 1300 fiel Backnang durch Heirat an das Haus Württemberg, das seinen Einfluss auf das Stift immer stärker ausbaute, ehe dieses im Zuge der Reformation im 16. Jahrhundert seine geistliche Funktion verlor und nur noch als Verwaltungseinheit und Wirtschaftsbetrieb weiter bestand.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden in Backnang historisch bedeutende Gebäude verwirklicht: Zwischen 1599 und 1601 wurde nach den Plänen des württembergischen Landesbaumeisters Georg Beer ein neues Rathaus errichtet. Dessen Nachfolger Heinrich Schickhardt begann kurze Zeit später mit seiner umfangreichen Tätigkeit in Backnang und ließ im Auftrag der württembergischen Herzöge ab 1606 ein Schloss neben der Stiftskirche bauen. Heute ist es Sitz des Amtsgerichtes. Schickhardt erneuerte 1614 den Turm der ehemaligen Michaelskirche, den heutigen 45 m hohen Stadtturm. Seit der Reformation ist die Michaelskirche nicht mehr als Kirche genutzt, da seither der Gottesdienst für die Bevölkerung in der Stiftskirche abgehalten wird.
Zu den originellsten Ereignissen der Backnanger Geschichte zählt der so genannte „Gänsekrieg“ im frühen 17. Jahrhundert: Die Gänsehaltung diente den ärmeren Schichten zur Aufbesserung ihres kärglichen Einkommens, richtete jedoch auf den Feldern der Stadt erheblichen Schaden an, weshalb die Backnanger Obrigkeit 1606 kurzerhand die Gänsehaltung verbot. Allerdings konnten Backnanger Frauen mit Hilfe des württembergischen Herzogs Johann Friedrich und gegen alle Widerstände seitens der Backnanger Obrigkeit erreichen, dass 1612 eine „Gänseordnung“ erlassen wurde, die die Gänsehaltung wieder erlaubte. Zeugnis der Geschichte ist der Gänsebrunnen am Marktplatz.
Im Jahr 1693 fand die finale Tragödie des für Backnang an Katastrophen ohnehin nicht armen 17. Jahrhunderts statt, als durchziehende französische Truppen die Stadt in Brand setzten und sie fast vollständig zerstörten. Der Wiederaufbau dauerte bis weit ins 18. Jahrhundert, wenngleich nicht alle öffentlichen Gebäude wieder hergestellt wurden. So nutze man das ehemalige Schloss zeitweise als Kornkasten. Das Schiff der ehemaligen Michaelskirche blieb als Ruine bestehen, ehe es 1816/17 durch den Bau des Turmschulhauses ersetzt wurde, in dem heute die Städtische Galerie untergebracht ist.
Nach dem Stadtbrand von 1693 entstanden viele der Fachwerkbauten, wie wir sie heute noch erleben dürfen. Die Fachwerkstruktur Backnangs repräsentiert eine etwa 30 km breite, von West nach Ost verlaufende Übergangszone vom alemannisch geprägten zum fränkischen Stil. Der Mittelpunkt und die Dominante des Altstadtgefüges, das historische Rathaus, das erst ab 1716 auf den alten, steinernen Grundmauern wieder errichtet werden konnte, bildet hierfür ein typisches Beispiel. Es zählt mit seinen alemannischen und fränkischen Stilelementen zu den schönsten Fachwerkbauten in unserem Lebensraum.
Das Jahr 1832 markiert mit der Gründung der „Oberen Spinnerei“ den Beginn der Industrialisierung in Backnang. Zahlreiche Betriebe aus dem Leder verarbeitenden Gewerbe prägten den Namen „Süddeutsche Gerberstadt“, der bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts seine Berechtigung hatte. Der industrielle Schwerpunkt verlagerte sich nach dem Zweiten Weltkrieg zunehmend in Richtung Nachrichtentechnik. Die gesamte Richtfunktechnik von 1936 bis heute ist nahezu vollständig, funktionsfähig und chronologisch im "Technikforum" zu besichtigen und einmalig für Deutschland. Dort sind auch historische Produktionsanlagen des Spinnerei- und Gerberhandwerkes, originäre Backnanger Entwicklungen der Nachrichtentechnik und das Sammlungsgut der Maschinenbaufirma Carl Kaelble zu sehen.
Seit 1806 war Backnang der Sitz des gleichnamigen Oberamts, das 1938 in den Landkreis Backnang umgewandelt wurde und dem auch Teile der ehemaligen Oberämter Gaildorf, Marbach und Welzheim angehörten. 1956 wurde Backnang Große Kreisstadt und 1973 ging der überwiegende Teil des Landkreises im Zuge der Kreisreform im neu gebildeten Rems-Murr-Kreis auf. Heute leben in der „Murr-Metropole“ Backnang fast 38.000 Einwohner.